Verantwortlich für diese Seite: Andreas Fischer
Bereitgestellt: 28.02.2021
Replay: Gottesdienst mit Abschied von Marta Casulleras
In ihrem Abschiedsgottesdienst bringt unsere Pianistin Marta Casulleras die „Märchenerzählungen“ für Klarinette, Viola und Klavier op. 132 des grossen romantischen Komponisten Robert Schumann (1810-1856) zur Aufführung. Wie so oft in den vergangenen zwölf Jahren wird sie dabei von Spitzenmusikern begleitet, diesmal von Etele Dosa (Klarinette) und Katya Polin (Viola) vom Kammerorchester Basel. Mit der Musik verbunden Worte über den Elija-Sagenkranz (1. Könige 17-19 und 2. Könige 2) als archetypische „Heldenreise“.
Rückblick und Abschied
Im Januar 2009 sass ich zum ersten Mal als frisch angestellte
Pianistin hinter dem Flügel im Kirchgemeindehaus Kaiseraugst und habe im Gottesdienst musiziert. Heute, im Januar 2021, blicke ich mit Dankbarkeit auf zwölf erfüllte Jahre als Kirchenmusikerin zurück.
Ich konnte Klaviermusik von François Couperin über Mel Bonis und Frederic Mompou bis Philip Glass neu entdecken und geliebte Stücke von Bach, Mendelssohn, Chopin, Albéniz und vielen, vielen weiteren KomponistInnen aufführen. Die allermeisten dieser Stücke wurden nicht für einen kirchlichen Kontext komponiert. Umso spannender war es für mich, selber die Bezüge zwischen Musik und Wort, zwischen der Atmosphäre eines Klavierstücks und dem Charakter eines biblischen Textes zu weben. Wesentlich für diese Assoziationen und Kombinationen waren die grosse Gestaltungsfreiheit, die ich hatte, sowie die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Pfarrpersonen. Diese Zusammenarbeit äusserte sich auch in Musik-Wort-Programmen, die ich mit Pfarrer Andreas Fischer zusammen konzipiert habe: über Franz Schubert und die Stille in den Psalmen, Karl Barth und Musik von Mozart, spanische Klaviermusik und Mystik von Juan de la Cruz.
Neben den Gottesdiensten bot mir meine Arbeitsstelle auch die Gelegenheit, mit wunderbaren MitmusikerInnen Konzerte zu spielen: so zum Beispiel einen romantischen Liederabend mit Andrea Suter, armenische Volksmusik mit den Geschwistern Eskenian, knackige Trompetenklänge mit Niggi Wüthrich, Musik zu den Tageszeiten – von der Morgendämmerung bis zur Nacht – mit Aline Schnepp und Meret Pellaton, Mozarts Kegelstatt-Trio mit Etele Dosa und Katya Polin vom Kammerorchester Basel, andalusische Lieder von Federico García Lorca mit Johanna Hernández, um nur einige zu nennen.
Last but not least bleiben mir die Gottesdienst-Aufführungen mit singbegeisterten Menschen aus der Gemeinde in schöner Erinnerung: Immer wieder haben sie sich spontan und unkompliziert, aber diszipliniert eingefunden, um in kleinen Besetzungen im Ad-hoc-Chörli zusammen zu proben und zu singen. (Wenn ich jetzt daran denke, stimmt es mich sehr melancholisch – es scheint in einem anderen Zeitalter gewesen zu sein, dass so etwas möglich war ...)
Ob in Gottesdiensten, Konzerten oder Chörli-Proben – stets war ich bei meiner Arbeit begleitet von aufmerksamen, wertschätzenden, herzlichen und wohlwollenden Zuhörerinnen und Zuhörern. Ihre Rückmeldungen haben mir viel bedeutet. Für die geteilten musikalischen Erlebnisse danke ich Ihnen von Herzen.
Für mich ist nun nach zwölf Jahren die Zeit reif, mich neu zu orientieren und andere Schritte zu wagen – und nicht zuletzt, erst einmal die neue zeitliche Freiheit an den Wochenenden zu geniessen. Am 28. Februar werde ich zum letzten Mal im Gottesdienst in Kaiseraugst musizieren. An dieser Stelle möchte ich mich gern von allen Menschen verabschieden, deren Wege sich in der Kirchgemeinde mit meinen gekreuzt haben. Ich wünsche euch, Ihnen alles Gute!
Marta Casulleras
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„Keine Note zu viel und keine Note zu wenig“
Liebe Marta
Als ich hier zu arbeiten begann, warst du schon lange vor Ort, hattest lange schon die Atmosphäre des Kirchenraums mit deiner Persönlichkeit und deinen Klängen geprägt. Bei der ersten Begegnung anlässlich meines Bewerbungsgesprächs fiel mir auf, wie du den musikalischen Part im Gottesdienst selbstbewusst vertratst und zugleich neugierig nach meinen theologischen Positionen fragtest. Daraus entwickelte sich eine Zusammenarbeit, die für mich zum Spannendsten und Schönsten meiner bisherigen beruflichen Tätigkeit gehört. Du interessiertest dich – existenziell, theologisch und, wie ich selber, besonders auch ästhetisch – für die biblischen Texte und entwickeltest musikalische Konzepte dazu.
Aus einer Fülle von Erinnerungen sei die Peak Experience erwähnt: Deine eigene Vertonung der „Dunklen Nacht“, der „Noche oscura“ des spanischen Mystikers Juan de la Cruz (1542-1591). Daraus entstand eines der in deinem Rückblick erwähnten „Musik-Wort-Programme“. Du spieltest Musik des katalanischen Komponisten Federico Mompou (1893–1987), kurze, schmucklose Stücke mit wenigen Tönen. Mompous Programm lautete: „Keine Note zu viel und keine Note zu wenig“. Diese Worte, geeignet als Leitfaden für ein spirituelles Leben, werde ich zeitlebens mit dir verbinden.
Für deine Zukunft wünsche ich dir von Herzen alles Gute und Gottes Segen. Und danke dir, auch im Namen der Kirchenpflege und der Gemeinde, für all dein Engagement. Du wirst und fehlen.
Herzlich Andreas
Im Januar 2009 sass ich zum ersten Mal als frisch angestellte
Pianistin hinter dem Flügel im Kirchgemeindehaus Kaiseraugst und habe im Gottesdienst musiziert. Heute, im Januar 2021, blicke ich mit Dankbarkeit auf zwölf erfüllte Jahre als Kirchenmusikerin zurück.
Ich konnte Klaviermusik von François Couperin über Mel Bonis und Frederic Mompou bis Philip Glass neu entdecken und geliebte Stücke von Bach, Mendelssohn, Chopin, Albéniz und vielen, vielen weiteren KomponistInnen aufführen. Die allermeisten dieser Stücke wurden nicht für einen kirchlichen Kontext komponiert. Umso spannender war es für mich, selber die Bezüge zwischen Musik und Wort, zwischen der Atmosphäre eines Klavierstücks und dem Charakter eines biblischen Textes zu weben. Wesentlich für diese Assoziationen und Kombinationen waren die grosse Gestaltungsfreiheit, die ich hatte, sowie die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Pfarrpersonen. Diese Zusammenarbeit äusserte sich auch in Musik-Wort-Programmen, die ich mit Pfarrer Andreas Fischer zusammen konzipiert habe: über Franz Schubert und die Stille in den Psalmen, Karl Barth und Musik von Mozart, spanische Klaviermusik und Mystik von Juan de la Cruz.
Neben den Gottesdiensten bot mir meine Arbeitsstelle auch die Gelegenheit, mit wunderbaren MitmusikerInnen Konzerte zu spielen: so zum Beispiel einen romantischen Liederabend mit Andrea Suter, armenische Volksmusik mit den Geschwistern Eskenian, knackige Trompetenklänge mit Niggi Wüthrich, Musik zu den Tageszeiten – von der Morgendämmerung bis zur Nacht – mit Aline Schnepp und Meret Pellaton, Mozarts Kegelstatt-Trio mit Etele Dosa und Katya Polin vom Kammerorchester Basel, andalusische Lieder von Federico García Lorca mit Johanna Hernández, um nur einige zu nennen.
Last but not least bleiben mir die Gottesdienst-Aufführungen mit singbegeisterten Menschen aus der Gemeinde in schöner Erinnerung: Immer wieder haben sie sich spontan und unkompliziert, aber diszipliniert eingefunden, um in kleinen Besetzungen im Ad-hoc-Chörli zusammen zu proben und zu singen. (Wenn ich jetzt daran denke, stimmt es mich sehr melancholisch – es scheint in einem anderen Zeitalter gewesen zu sein, dass so etwas möglich war ...)
Ob in Gottesdiensten, Konzerten oder Chörli-Proben – stets war ich bei meiner Arbeit begleitet von aufmerksamen, wertschätzenden, herzlichen und wohlwollenden Zuhörerinnen und Zuhörern. Ihre Rückmeldungen haben mir viel bedeutet. Für die geteilten musikalischen Erlebnisse danke ich Ihnen von Herzen.
Für mich ist nun nach zwölf Jahren die Zeit reif, mich neu zu orientieren und andere Schritte zu wagen – und nicht zuletzt, erst einmal die neue zeitliche Freiheit an den Wochenenden zu geniessen. Am 28. Februar werde ich zum letzten Mal im Gottesdienst in Kaiseraugst musizieren. An dieser Stelle möchte ich mich gern von allen Menschen verabschieden, deren Wege sich in der Kirchgemeinde mit meinen gekreuzt haben. Ich wünsche euch, Ihnen alles Gute!
Marta Casulleras
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„Keine Note zu viel und keine Note zu wenig“
Liebe Marta
Als ich hier zu arbeiten begann, warst du schon lange vor Ort, hattest lange schon die Atmosphäre des Kirchenraums mit deiner Persönlichkeit und deinen Klängen geprägt. Bei der ersten Begegnung anlässlich meines Bewerbungsgesprächs fiel mir auf, wie du den musikalischen Part im Gottesdienst selbstbewusst vertratst und zugleich neugierig nach meinen theologischen Positionen fragtest. Daraus entwickelte sich eine Zusammenarbeit, die für mich zum Spannendsten und Schönsten meiner bisherigen beruflichen Tätigkeit gehört. Du interessiertest dich – existenziell, theologisch und, wie ich selber, besonders auch ästhetisch – für die biblischen Texte und entwickeltest musikalische Konzepte dazu.
Aus einer Fülle von Erinnerungen sei die Peak Experience erwähnt: Deine eigene Vertonung der „Dunklen Nacht“, der „Noche oscura“ des spanischen Mystikers Juan de la Cruz (1542-1591). Daraus entstand eines der in deinem Rückblick erwähnten „Musik-Wort-Programme“. Du spieltest Musik des katalanischen Komponisten Federico Mompou (1893–1987), kurze, schmucklose Stücke mit wenigen Tönen. Mompous Programm lautete: „Keine Note zu viel und keine Note zu wenig“. Diese Worte, geeignet als Leitfaden für ein spirituelles Leben, werde ich zeitlebens mit dir verbinden.
Für deine Zukunft wünsche ich dir von Herzen alles Gute und Gottes Segen. Und danke dir, auch im Namen der Kirchenpflege und der Gemeinde, für all dein Engagement. Du wirst und fehlen.
Herzlich Andreas