"Die Schöpfung liegt in Wehen": Gottesdienst der Gesamtgemeinde in Kaiseraugst, mit Predigt im Zyklus zur "Mystik des Apostels Paulus"

Momente — Wandbehang im Kirchgemeindehaus Kaiseraugst (Foto: Jutta Wurm)
Pfarrperson: Andreas Fischer
Musik: Lukas Sehr
Kollekte: Amis du Sénégal
Im Zyklus zur "Mystik des Apostels Paulus" (Albert Schweitzer) befasse ich mich in diesem Gottesdienst mit der Passage, wo Paulus vom Stöhnen der in Geburtswehen liegenden Schöpfung spricht: Römerbrief 8, 18-27 (Text siehe unten).

Im griechischen Urtext häuft sich darin die Vorsilbe SYN auf auffällige Weise. SYN bedeutet „mit“, „zusammen“, wir kennen die Partikel aus Fremdwörtern, die auch in Römer 8 vorkommen: Synergie, also Zusammenwirken. Oder Sympathie, was eigentlich Mit-Leiden, Mit-Gefühl bedeutet.

Paulus betont sonst meist den Widerspruch zwischen Natur und neuem Menschen, hier aber, im 8. Kapitel des Römerbriefs entdeckt er eine Verbundenheit auf tiefster Ebene:

Die Sehnsucht der Schöpfung, unsere menschliche Sehnsucht und die Sehnsucht des göttlichen Geistes bilden zusammen einen schwermütigen Akkord. Ein dreifaches Seufzen-Stöhnen durchzieht den Kosmos, es gibt eine kosmische Konsonanz und Resonanz des Seufzens und Stöhnens.

Die Verbundenheit mit der Schöpfung entsteht im vorsprachlichen Bereich, wo wir noch keine artikulierten Wörter hervorbringen. Hier, auf diesem Niveau des Seufzens, Stöhnens und Lallens, des Murmelns, Murrens und Grummelns bin ich eins mit aller Kreatur.

Predigttext: Röm 8, 18-27:


18 Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zur Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. 19 Denn in sehnsüchtigem Verlangen wartet die Schöpfung auf das Offenbarwerden der Söhne und Töchter Gottes. 20 Wurde die Schöpfung doch der Nichtigkeit unterworfen, nicht weil sie es wollte, sondern weil er, der sie unterworfen hat, es wollte - nicht ohne die Hoffnung aber, 21 dass auch die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werde zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt, bis zum heutigen Tag. 23 Doch nicht nur dies; nein, auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe empfangen haben, auch wir seufzen miteinander und warten auf unsere Anerkennung als Söhne und Töchter, auf die Erlösung unseres Leibes. 24 Im Zeichen der Hoffnung wurden wir gerettet. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung. Wer hofft schon auf das, was er sieht? 25 Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld. 26 In gleicher Weise aber nimmt sich der Geist unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir eigentlich beten sollen; der Geist selber jedoch tritt für uns ein mit wortlosen Seufzern. 27 Er aber, der die Herzen erforscht, er weiss, was das Sinnen des Geistes ist, weil er dem Willen Gottes gemäss für die Heiligen eintritt.
Kontakt: Pfr. Andreas Fischer