Rückblick auf die Frauen-Auftank-Tage im Kloster Mariastein, 6. und 7. Januar 2023

Tanzen (Foto: Christine Ruszkowski-Hauri)
Alles wird gut sein und alle werden gut sein, und aller Art Dinge wird gut sein.
Juliana von Norwich
Barbara Blatter
Welch eine Verheissung am Anfang eines neuen Jahres! Um diesen Worten nachzugehen, besammelten sich 19 Frauen am Freitagnachmittag vor dem Kloster Mariastein. Nach dem Zimmer beziehen trafen wir uns bei Kaffee und Königskuchen im Speisesaal. Dem Datum gerecht wurden auch zwei Königinnen gekrönt.
Später fanden wir uns in einem schönen Saal mit grossem Erker ein. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde tauschten wir uns aus, was die Worte von Juliana von Norwich bei uns auslösen. Jutta Wurm, Gitarre spielend, lehrte uns das Lied «All will be well», die Worte von Juliana im englischen Originaltext. Nach einigem Üben schafften wir es sogar zweistimmig
Christine Ruszkowski hatte sich mit dem Leben dieser aussergewöhnlichen Frau vertraut gemacht und teilte ihr Wissen mit uns. Juliana von Norwich lebte ungefähr von 1342 bis 1413 in England, auch in einer unsicheren Zeit, geprägt von Krieg und Katastrophen. Schon von Jugend auf hatte sie eine grosse Sehnsucht nach Gott. So bat sie Gott unter anderem um eine körperliche Erkrankung, um das Leiden von Christus nachzuempfinden. Ihr Gebet wurde erhört und sie erkrankte mit 30 Jahren sehr schwer. Dem Tode knapp entronnen, wurde dies eine lebenswendende Erfahrung. Folglich liess sie sich in einer Zelle mit drei Fenstern einmauern, angebaut an der Kirche von Norwich. Ein Fenster diente der Teilnahme an Gottesdiensten, eines zu ihrer Versorgung und ein Fenster, damit sie ratsuchenden Menschen Mut zusprechen konnte. In dieser Zelle verfasste Juliana ihre «Offenbarungen der göttlichen Liebe». Mutig und neu daran war, dass sie von einer liebenden Mutter Gott sprach, die uns nährt, keinem strafenden Gott, und dass sie ihre Schriften auf Englisch verfasste.
Mit einer eindrücklich gespielten Juliana, deutschsprechend, mit englischem Akzent, in zeitgemässer Kleidung, brachte uns Susanne Ammann diese Frau gefühlsmässig näher. Vergangenheit und Zukunft verschmolzen zur Gegenwart.
Die Worte von Juliana, «alles wird gut», führten uns zur Bibel, Römer 8,39. dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann.
Nach einem feinen Nachtessen ging das Programm weiter. Jutta Wurm brachte uns Tänze und Lieder bei. Das Singen und sich Bewegen half immer wieder, das Gehörte zu vertiefen. Eine Lichtmeditation, geführt von Catherine Berger, half uns, Belastendes abzulegen und uns vom geschenkten Licht füllen zu lassen. «Als Gekrönte dürfen wir aufblühen im Licht, damit unsere Augen wieder glänzen mögen».
Den Abend konnten wir individuell gestalten, uns austauschen, spielen oder Zeit für uns geniessen.
Beim Frühstück am folgenden Morgen war es etwas stiller. Darauf ging es weiter mit den drei Weisen aus dem Morgenland und ihren Geschenken. Die Begegnung an der Krippe mit dem neugeborenen Kind veränderte ihr Weltbild. Durch einen Traum wurden die drei Weisen aufgefordert, einen anderen Weg zurück ihre Heimat zu gehen.
Mit einem leeren Blatt, Stift und Farbstiften in der Hand setzten wir uns mit folgenden Fragen auseinander. Was für ein Geschenk würde ich zur Krippe bringen? Welche neuen andere Wege möchte ich im neuen Jahr gehen?
Ein letztes gemeinsames Mittagessen, ein letzter Tanz, ein letztes Lied. Dann hiess es Abschied nehmen von einer wohltuenden Gemeinschaft und erholsamen Stunden.
Das Kloster Mariastein, ein Kraftort, mit seiner Gastfreundschaft, den schönen Räumen, der Natur, der Stille, der berühmten Krypta und der hellen Klosterkirche, bot uns einen wunderbaren Rahmen, um zur Ruhe zu kommen.
Die drei Leitenden, Christine Ruszkowski, Jutta Wurm und Susanne Ammann, haben sich mit ihren Talenten herrlich ergänzt. Das Singen und Tanzen, das Erleben einer Figur durch Theater und die theologischen Erklärungen haben uns an Körper, Geist und Seele erfrischt, inspiriert, motiviert und aufgetankt. Herzliches Dankeschön. So Gott will und wir leben freuen wir uns auf nächstes Jahr.
Mit Gottes Segen, der Erfahrung einer stärkenden Gemeinschaft, einer Krone und dem folgenden Gedicht von Karl Rahner im Gepäck, machten wir uns bei Sonnenschein auf den Weg zurück in unseren Alltag.


Brich auf, mein Herz, und wandre!
Es leuchtet der Stern.

Viel kannst du nicht mitnehmen auf den Weg. Und viel geht dir unterwegs verloren. Lass es fahren.
Gold der Liebe, Weihrauch der Sehnsucht,
Myrrhe der Schmerzen
hast du ja bei dir.
Er wird sie annehmen

Karl Rahner


Bericht: Verfasst von Barbara Blatter
Frauen-Auftanktage 2023
10.01.2023
9 Bilder
Fotograf/-in
Christine Ruszkowski-Hauri, Catherine Berger