Verantwortlich für diese Seite: Andreas Fischer
Bereitgestellt: 12.02.2020
Chnulleri Wars: D Chaiseraugschter Grossschtadtchnulleri sind i d Chlie choo.
Am Sonntag, 9. Februar fand im reformierten Kirchgemeindehaus Kaiseraugst zum 17. Mal der Chaiseraugschter Fasnachtsgottesdienst statt.
Andreas Fischer,
Etwas war diesmal anders bei der traditionsreichen Feier: Die lokale Gugge „Grossschtadtchnulleri“ zog ohne ihren Major in die heiligen Hallen ein. Man fragte sich schon besorgt, wo Kimon Sorg steckt. Doch dann ging ein Schrei durch die Menge, der selbst den Lärm der Pauken und Trompeten, Sousaphone und Rätschen übertönte. Im Eingang der Kirche stand eine schwarze Gestalt mit einer Art Samurai-Helm. Langsam schritt sie durch die Reihen und übernahm vorn das Diktat.
Als die Chnulleri ihre Larven abgezogen und sich hingesetzt hatten, sprach nicht der Pfarrer, der in der verkehrten Welt der Fasnacht ganz hinten in der Kirche stand, sondern Theobald, em Pfaff sin Aff (mit von Jutta Wurm, des Pfaffen Frau geliehener Stimme), von der Kanzel aus das Grusswort: „Möge die Macht mit euch sein. Immer“.
Spätestens jetzt war jenen, die in der Hinsicht nicht ganz ungebildet sind, klar, was das diesjährige Sujet der Chnulleri ist und folglich das Thema des Gottesdienstes war: „Star Wars“, bzw. „Chnulleri Wars“.
Yoda, Obi-Wan Kenobi, Darth Vader
Theobald musste bald feststellen: „Unser Pfaffe, es ist schitter, weiss nicht, was ist ein Jedi-Ritter“. Im weiteren Verlauf der Feier gab er selber Nachhilfe: Die Kostüme einiger Chnulleri, erklärte er, sind inspiriert von Jedi-Meister Yoda, dem kleinen, grünen, rührend-schrumpelig und liebenswürdig aussehenden Alien mit Ohren wie eine Fledermaus. Andere Chnulleri sehen aus wie Meister Obi-Wan Kenobi – sie tragen dieses für Jedi-Ritter typische braune Kleid mit Kapuze, das an die Kutte eines Kapuziner-Mönchs erinnert. Auch er, Affe Theobald, war von Schneiderin Gerda Hollenstein extra für den Event so eingekleidet worden. Und die Kostüme der Chnulleri-Frauen sind Rey Skywalker nachempfunden, einer Schrottsammlerin, die auch zu den Guten gehört.
Kimon hingegen, der Major, repräsentiert Darth Vader. Dieser ist zwar ursprünglich ein Schüler von Obi-Wan Kenobi und gilt gemäss einer uralten Jedi-Prophezeiung als Auserwählter. Doch dann aber fällt er ab zur dunklen Seite der Macht und wird zum gefürchteten Diener des Imperators, des Bösen an sich. Ganz am Schluss aber tötet er den Imperator, um seinen Sohn zu retten, die Lichtgestalt Luke Skywalker. Beim Kampf mit dem Imperator verliert Darth Vador sein Leben und wird also zum Märtyrer des Guten.
Die Macht und das Helden-Epos
Im weiteren Verlauf des Gottesdienstes befasste sich Affe Theobald im Gespräch mit seinem Pfaffen mit der Bedeutung der „Macht“, der nicht personal gedachten göttlichen Kraft. Die Reflexionen, die weit in die östlichen Religionen – etwa die Polarität von Yin und Yang im chinesischen Taoismus – hinausführten, endeten im zu zweit gesungenen Lied nach einem Text des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber: „Wo ich gehe, Du, wo ich stehe, Du, nur Du, wieder Du, immer Du, Du, Du, Du…“
Theobald, ausgewiesener Religionswissenschaftler und vergleichender Mythenforscher, wies sodann nach, dass „Star Wars“ auf der Grundlage des „Heldenepos“ geschrieben ist, eines in verschiedenen Kulturen nachweisbaren Sagen-Typs, der aus den Elementen „Aufbruch – Initiation – Heimkehr“ besteht. Auch der Christus-Mythos entspricht dieser Struktur: Die Menschwerdung ist der Aufbruch, die Auferstehung die Heimkehr. Die Initiation könnte die Taufe sein – oder die Kreuzigung. Denn die Initiation ist kulturübergreifend als Verwundung, als Niederlage, als Scheitern verstanden. Die Initiation bedeutet den Tod des Ego, aus dem das Aufleben des wahren Selbst resultiert, symbolisiert durch die Heimkehr des Helden. Die Chnulleri gaben den zum Teil hochphilosophischen Exkursen des gelehrten Affen den bodenständigen Groove, mit ihren Coverversionen von Matthias Reims „Verdammt, ich lieb dich“ (zum Tod des Ego) und „Sennesinger“ von Trauffer (zur Heimkehr des Helden).
Begrenzte Redezeit
Die Kollekte, die an Frauenprojekte ging, führte Theobald mit einer humoristisch-statistisch-feministischen Kritik an Star Wars ein: „In den ersten drei Filmen wird insgesamt 386 Minuten geredet. Von dieser Redezeit nehmen Frauen gerade mal 63 Sekunden in Anspruch.“
Irgendwann war es dann auch mit Theobalds Redezeit vorbei. Die Chnulleri spielten abschliessend Jonny Nashs „It's gonna be a bright, bright sun-shining day“ – und so war es, beim bis in den Nachmittag hinein dauernden Apero mit Mehlsuppe und Fastenwähen. Bis wegen des Sturmtiefs „Sabine“ auch die letzten Fasnächtler vom Winde verweht wurden.
Andreas Fischer und Theobald, Pfaff und Aff von und zu Chaiseraugscht.
» www.fricktal24.ch/Kaiseraugst.kaiseraugst+M5a91da898db.0.html
Als die Chnulleri ihre Larven abgezogen und sich hingesetzt hatten, sprach nicht der Pfarrer, der in der verkehrten Welt der Fasnacht ganz hinten in der Kirche stand, sondern Theobald, em Pfaff sin Aff (mit von Jutta Wurm, des Pfaffen Frau geliehener Stimme), von der Kanzel aus das Grusswort: „Möge die Macht mit euch sein. Immer“.
Spätestens jetzt war jenen, die in der Hinsicht nicht ganz ungebildet sind, klar, was das diesjährige Sujet der Chnulleri ist und folglich das Thema des Gottesdienstes war: „Star Wars“, bzw. „Chnulleri Wars“.
Yoda, Obi-Wan Kenobi, Darth Vader
Theobald musste bald feststellen: „Unser Pfaffe, es ist schitter, weiss nicht, was ist ein Jedi-Ritter“. Im weiteren Verlauf der Feier gab er selber Nachhilfe: Die Kostüme einiger Chnulleri, erklärte er, sind inspiriert von Jedi-Meister Yoda, dem kleinen, grünen, rührend-schrumpelig und liebenswürdig aussehenden Alien mit Ohren wie eine Fledermaus. Andere Chnulleri sehen aus wie Meister Obi-Wan Kenobi – sie tragen dieses für Jedi-Ritter typische braune Kleid mit Kapuze, das an die Kutte eines Kapuziner-Mönchs erinnert. Auch er, Affe Theobald, war von Schneiderin Gerda Hollenstein extra für den Event so eingekleidet worden. Und die Kostüme der Chnulleri-Frauen sind Rey Skywalker nachempfunden, einer Schrottsammlerin, die auch zu den Guten gehört.
Kimon hingegen, der Major, repräsentiert Darth Vader. Dieser ist zwar ursprünglich ein Schüler von Obi-Wan Kenobi und gilt gemäss einer uralten Jedi-Prophezeiung als Auserwählter. Doch dann aber fällt er ab zur dunklen Seite der Macht und wird zum gefürchteten Diener des Imperators, des Bösen an sich. Ganz am Schluss aber tötet er den Imperator, um seinen Sohn zu retten, die Lichtgestalt Luke Skywalker. Beim Kampf mit dem Imperator verliert Darth Vador sein Leben und wird also zum Märtyrer des Guten.
Die Macht und das Helden-Epos
Im weiteren Verlauf des Gottesdienstes befasste sich Affe Theobald im Gespräch mit seinem Pfaffen mit der Bedeutung der „Macht“, der nicht personal gedachten göttlichen Kraft. Die Reflexionen, die weit in die östlichen Religionen – etwa die Polarität von Yin und Yang im chinesischen Taoismus – hinausführten, endeten im zu zweit gesungenen Lied nach einem Text des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber: „Wo ich gehe, Du, wo ich stehe, Du, nur Du, wieder Du, immer Du, Du, Du, Du…“
Theobald, ausgewiesener Religionswissenschaftler und vergleichender Mythenforscher, wies sodann nach, dass „Star Wars“ auf der Grundlage des „Heldenepos“ geschrieben ist, eines in verschiedenen Kulturen nachweisbaren Sagen-Typs, der aus den Elementen „Aufbruch – Initiation – Heimkehr“ besteht. Auch der Christus-Mythos entspricht dieser Struktur: Die Menschwerdung ist der Aufbruch, die Auferstehung die Heimkehr. Die Initiation könnte die Taufe sein – oder die Kreuzigung. Denn die Initiation ist kulturübergreifend als Verwundung, als Niederlage, als Scheitern verstanden. Die Initiation bedeutet den Tod des Ego, aus dem das Aufleben des wahren Selbst resultiert, symbolisiert durch die Heimkehr des Helden. Die Chnulleri gaben den zum Teil hochphilosophischen Exkursen des gelehrten Affen den bodenständigen Groove, mit ihren Coverversionen von Matthias Reims „Verdammt, ich lieb dich“ (zum Tod des Ego) und „Sennesinger“ von Trauffer (zur Heimkehr des Helden).
Begrenzte Redezeit
Die Kollekte, die an Frauenprojekte ging, führte Theobald mit einer humoristisch-statistisch-feministischen Kritik an Star Wars ein: „In den ersten drei Filmen wird insgesamt 386 Minuten geredet. Von dieser Redezeit nehmen Frauen gerade mal 63 Sekunden in Anspruch.“
Irgendwann war es dann auch mit Theobalds Redezeit vorbei. Die Chnulleri spielten abschliessend Jonny Nashs „It's gonna be a bright, bright sun-shining day“ – und so war es, beim bis in den Nachmittag hinein dauernden Apero mit Mehlsuppe und Fastenwähen. Bis wegen des Sturmtiefs „Sabine“ auch die letzten Fasnächtler vom Winde verweht wurden.
Andreas Fischer und Theobald, Pfaff und Aff von und zu Chaiseraugscht.
» www.fricktal24.ch/Kaiseraugst.kaiseraugst+M5a91da898db.0.html