Weihnachts-Gottesdienst mit Predigt zu "ICH BIN das Licht der Welt"

ichbin (Foto: Andreas Fischer)
Musik: Marta Casulleras
Kollekte: HEKS Weihnachtsprojekt
In einer losen Reihe durch das Jahr 2020 habe ich über die ICH BIN-Worte im Johannesevangelium gepredigt. Zwei bleiben noch, das «Licht der Welt» und der «gute Hirt». Beide passen in die Weihnachtszeit.

Am Weihnachtsmorgen befasse ich mich mit dem «Licht der Welt». Eine thematische Einstimmung bietet die biblische Betrachtung im Güggel (siehe unten).

Musik: Marta Casulleras, Klavier; Andrea Suter, Sopran;

«Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben.» (Joh 8, 12)

Dieses ICH BIN-Wort Jesu bezieht sich auf den Anfang des Johannesevangeliums. Auch dort ist von Licht und Finsternis die Rede, vom Leben und vom Licht der Menschen: «Das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.» (Joh 1, 4f.)

Diese Worte wiederum sind ein bewusster literarischer Rückbezug auf jene des Propheten Jesaja, die zu den berühmtesten und schönsten der Advents- und Weihnachtszeit gehören. Auch dort geht es um Licht und Finsternis: «Das Volk, das in der Finsternis wandert, sieht ein grosses Licht.» (Jes 9, 1)
In der «Finsternis» hausen nach den mythischen Vorstellungen der Bibel der Chaosdrachen, das Tohuwabohu, das herrschte, bevor Gott die Welt erschuf. Doch nun strahlt Licht auf aus der Finsternis, wie damals am ersten Schöpfungstag.

Der Weg geht also zurück, immer weiter zurück, vom Wort «ICH BIN das Licht der Welt» zurück an den Anfang des Johannesevangeliums, weiter zurück ins Alte Testament zum Propheten Jesaja, dann ganz zurück an den Anfang der Bibel, zum Anfang der Schöpfung, als Gott sprach: «Es werde Licht.»

Es ist das göttliche Licht, das das Universum erhellt als eine Art kosmische Hintergrundstrahlung. Es leuchtet heller als tausend Sonnen, in ihm erscheint jedes andere Licht gedimmt, abgeschattet. Dieses Licht ist zugleich das messianische Licht, das Licht Jesu Christi, der sagt: «Ich bin das Licht der Welt.»

Es ist ein Paradox, rational nicht zu begreifen: Das unbegrenzte Licht leuchtet zugleich einzigartig hell in dem Menschen, der real existiert hat, dessen biografische Eckdaten bekannt sind: Jesus von Nazareth.

Dieser paradoxe Gedanke findet seine Entsprechung am ehesten in der jüdischen Vorstellung, dass die ganze Welt Gottes Licht nicht fassen kann. Und dass Gott sich deshalb gleichsam zusammenzieht, sich hinein verdichtet in den heiligen Raum des Tempels.

Eben dies geschieht gemäss christlichem Glauben in der Weihnacht: Im neugeborenen Kind verdichtet sich, konzentriert sich, zieht sich das messianische Licht zusammen: «Den aller Welt Kreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoss.» (Martin Luther)

Betrachtung (dr Güggel, Dezemberausgabe)
Kontakt: Pfr. Andreas Fischer