2023
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Verantwortlich für diese Seite: Andreas Fischer
Bereitgestellt: 09.07.2021
Musik: Rani Orenstein
Kollekte: Verein Hilfe für Vietnam
Andreas Fischer
Schaut auf die Vögel des Himmels… Lernt von den Lilien auf dem Feld… (aus Matthäus 6, 25-34)
Man fühlt sich in die Stimmung eines sommerlichen Sonntagsspaziergangs versetzt. Vögel zwitschern, Blumen blühen, Sorgen verfliegen:
Schaut auf die Vögel des Himmels: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen - euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht mehr wert als sie? … Und was sorgt ihr euch um die Kleidung? Lernt von den Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen…
Ausgerechnet diese lauschige Passage aus Jesu Bergpredigt hat aber Kritik geerntet wie kaum ein anderer Evangelien-Text: Ein einziger verhungerter Sperling, ist moniert worden, strafe Jesus schon Lügen. Und weiter: Jesu Ratschläge passen vielleicht zu einem im sonnigen Süden herumvagabundierenden Single. Glücklicherweise biete die Bibel aber noch andere Vorbilder als Vögel und Lilien – echte, hilfreiche Vorbilder für Menschen, die sich bemühen, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen und auf ehrliche Weise das tägliche Brot zu verdienen für sich und ihre Kinder.
Eines dieser Vorbilder ist Josef: Er findet als Flüchtling in Ägypten Aufnahme und wird vom Pharao zum Regierungschef über das ganze Land eingesetzt. Grund für die Erhöhung ist gerade dies: dass Josef sich um die Zukunft sorgt. Der Pharao träumt von sieben fetten und sieben mageren Kühen, die aus dem Nil herauf steigen. Josef versteht: Es werden sieben fette und dann sieben magere Jahre kommen. In den sieben fetten Jahren soll man sparen, damit das Volk nicht hungert, wenn anschliessend die grosse Dürrezeit folgt. Solch umsichtige Regenten, die sich sorgen fürs Volk und „in Scheunen sammeln“, wünscht man sich doch – auch heute.
Es gibt offenbar verschiedene – vernünftige, auch innerbiblische – Gründe, die Worte Jesu zu relativieren. Josef, könnte man sagen, sei weiser als Jesus, und die Ameise das bessere Vorbild als die Vögel und Lilien.
Indessen vermute ich, dass damit die Worte Jesu nicht in ihrer wahren Tiefe erfasst sind. Die Vögel des Himmels, die Lilien auf dem Feld – sie erinnern ans Paradies, an unseren Ursprung. Ans anfängliche Gutsein. An den grossen Segen. Aus ihm heraus gilt es leben zu lernen, gelassen, vertrauend, friedvoll.
Kontakt: Pfr. Andreas Fischer